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Kairo und der Straßenverkehr

Vorab möchte ich betonen, daß ich keineswegs die Lebensart der Einwohner von Kairo kritisieren will, es wäre auch eine arrogante Anmaßung.
Ja, eigentlich gibt es nicht nur das Wunder der Pyramiden, sondern auch das Wunder des heute gelebten Lebens in Kairo.

Wenn man vom internationalen Flughafen durch Kairo durch nach Giza fährt, ist es schockierend und bewundernswert gleichzeitig.

Es ist ein ambivalentes Bild. Ich hab es nicht verstanden, muß es aber auch nicht.

Auf der einen Seite hat Kairo so viel Berühmtes, Historisches und Wertvolles zu bieten, daß schon dafür kein Urlaub ausreichen würde.
Auf der anderen Seite ist es ein einziges Verkehrschaos. Aber auch das täuscht. Es sind zwar fast alle Autos verbeult und beschädigt, aber Unfälle gibt es sicher nicht mehr als z.B. hier in einer vergleichbaren Stadt.
Und das ist es auch schon:

Es gibt keine vergleichbare Stadt mit ca. 15 - 20 Millionen Einwohnern bei uns!

Im Grunde genommen ist es ein selbstoptimierendes Chaos, weil der Verkehrsraum bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzt wird. Fahrspuren gibt es keine und die Hupe ist das wichtigste Kommunikationsmittel. Es sind gelegentlich installierte Ampeln zu sehen, die aber außer Betrieb sind.

Der Grund ist klar: Kein Computerprogramm dieser Welt könnte diesen Verkehr so flüssig steuern. Es gibt zwar jede Menge Staus, aber keine minutenlangen leeren Kreuzungen. Die Straße zu überqueren mutet an wie Selbstmord! Und trotzdem klappt es problemlos. Es ist nur zu verstehen, wenn man es selbst ausprobiert hat.

Da sowieso nur langsam gefahren werden kann, wird es eigentlich nicht so gefährlich wie bei uns. Erzwungen wird das "hardwaretechnisch" durch massive und hohe Schwellen auf den Straßen in entsprechenden Abständen. Davor hat jeder Respekt! Kein Auto bliebe ganz bei 50 km/h.

Zur Luft: Der Januar war als Reisemonat bewußt gewählt. Aber selbst dann ist es unerträglich mit Smog und Staub. Wie muß es erst im Sommer sein. Eine Stadt fast immer ohne Regen, stickig ohne Ende, die Autos keine Katalysatoren.

Wenn hier EU-Richtlinien durchgesetzt werden würden, müßte Kairo komplett und schlagartig lahmgelegt werden!

Aber warum? Es geht doch auch so: Die Leute vermehren sich eifrig und freuen sich ihres Lebens mit Allah. Es gibt keine rückläufige Bevölkerungsentwicklung.
Die Feste werden ausgiebig begangen, Schafe geschlachtet usw. Alles in Butter, so scheint es.

Und doch: Wenn man sieht, wie direkt hinter der extra gebauten Mauer um das Pyramidenplateau die Menschen in Ruinen inmitten von Müllbergen "leben" mit ihren Tieren, dann schockt so etwas schon gewaltig. Von Eingeborenen erfuhren wir, daß da viel Schauspiel dabei ist, weil viele von denen dort ein richtig gutes Haus am Stadtrand haben. Ich kann es nicht einschätzen.

Ein Tag in Kairo Downtown mit Besichtigung der Al-Azhar-Moschee war sehr interessant, hat uns aber Abgase inhalieren lassen, die wir in Deutschland das ganze Jahr nicht abbekommen.

Es wird mir richtig klar, daß wir in Deutschland wirklich nicht schlecht leben, bei allen Problemen hier. Ich bin sehr dankbar, daß ich mein Leben hier leben kann.
Ich freue mich schon sehr drauf, nach einem schönen Sommerregen durch einen duftenden feuchten Wald zu wandern - das ist das Paradies!!!

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