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Kurzschluß – eine wahre Geschichte! – Januar 2013

Da komme ich nach einer arbeitsreichen Woche am Freitag abend nach Hause und will einen neu entdeckten Oldiesender im Internet würdig wie schon oft über mein heiß geliebtes Röhrenradio in Stereo hören.

Das funktioniert zwei Stunden lang ohne Probleme und mit großer Freude.

Dann kam der unerwartete und überraschende Moment beim Ausschalten des Radios über den Schnurschalter:

Knall, Bumm, Licht aus, Computer aus, Feierabend!

Erst am nächste Tag hatte ich Lust auf Fehlersuche...

Was war passiert?

Nach jahrelangem Leben schlug ein mit 1000 V Spannungsfestigkeit (H) spezifizierter Kunstfolienkondensator C153 von der Netzphase nach Radiogehäusemasse durch, siehe Schaltbild unten.

Früher waren diese Netztrafoschaltungen üblich, aber auch nicht ganz ungefährlich, da es noch keinen Schutzkontaktstecker gab. Somit "schwimmt" die Masse des Radiogehäuses ohne richtiges Potential. Die eigentliche Masse, die hier vom Kondensatordurchbruch gefunden wurde, ist dann die Computerbetriebserde = Schutzkontakt!

Da nun aber der 3,5 mm Klinkenstecker frontseitig oben im PC Gehäuse eingesteckt war, gibt es nur den Weg über das dünne Soundkabel auf den Pfostenstecker am Mainboard. Na und von dort hinterließ der Kurzschlußstrom dann auch seine Spur bis zum nächstliegenden Massepunkt!

Das Ende vom Lied: Radio nach Kondensatorerneuerung (wieder 1000 V Festigkeit) und Schukoverkabelung wieder OK, PC aber kaputt und zwar richtig!

Ein neues Board tut jetzt wieder seinen Dienst wie erwartet.

Alles andere ist glücklicherweise nicht defekt gewesen: DIMMs, Prozessor, Harddisks.

Die Moral von der Geschichte:

Die alten ehrwürdigen Geräte sollten bei allem Vertrauen eben doch auf den heutigen Schutzlevel gebracht werden, bevor sich solche Altersmacken zeigen. Aber wer macht das schon, wenn es doch jahrelang auch so funktioniert :-))

Die ganz Schlauen werden jetzt sagen:

"Geschieht ihm recht, er müßte es ja gewußt haben als Röhrenradio Freak!" Das ist nicht ganz falsch.
Solange das Radio ohne Außenanschluß vor sich hinwerkelt, bleibt so ein Überschlag unbemerkt oder kommt wegen fehlendem Schutzleiterpotential gar nicht erst zustande. Auch beim Anschluß des alten Tonbandgerätes BG26 von Zwönitz wäre der gleiche Kurzschluß passiert, weil dieses ja Schutzkontakt hat.

Es war halt vieles auch nicht konsequent zu Ende gedacht früher...

Gut, ein hinten am Antennenanschluß vorhandener Masseanschluß hätte benutzt werden müssen, aber auch nicht zwingend.

Als Vergleich unten noch die Netzteilschaltung meines REMA Cornet 840, das völlig problemlos als NF-Verstärker am PC arbeitet, aber auch keinen Schukostecker hat!

Das werde ich jetzt auch korrigieren für den Fall, daß da ja auch mal der Netztrafo durchschlagen könnte...

Hier also die nicht ganz ungefährliche Originalschaltung im Rossini.



Die verbrannte Kontaktperle gab einen artgerechten Knall und den entsprechenden Strom-Geruch von sich!



Der obere Kondensator ist durchgeschlagen!



Der Schmauch ist wohl zu sehen!



Im REMA Cornet 840 etwas moderner, aber auch ohne Schutzkontakt.

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